FSV Budissa Bautzen

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Kabinentalk mit Dietmar Stange

Rückblick in vergangene Tage

Kurzer Rückblick in die DDR-Zeit. Wann war denn dein erster Berührungspunkt mit der BSG Motor Bautzen?

Das ist schon sehr, sehr lange her. Mein Vater bzw. meine ganze Familie waren fußballbegeistert und da wurde man schon als kleiner Junge auf die Müllerwiese mitgenommen. Das war in den 1950er Jahren mit vielen Zuschauern und tollem Fußball in Bautzen. Am Anfang hat mich noch mehr die Eisenbahn beeindruckt, die über die Brücke fuhr. Später hat mich dann aber der Fußball interessiert und ich kann mich an richtig große Spiele in Bautzen erinnern. An eins ganz besonders: Motor Bautzen spielte um den Abstieg gegen Dynamo Dresden und das Spiel wurde 5:0 oder 5:1 gewonnen. Die Waggonbauer hatten Schilder mit den Spielern gebaut.

Das war ganz toll und es herrschte richtig große Stimmung. Im nächsten Jahr gab es dann ein ähnliches Endspiel auf dem Humboldthain. Ich glaube gegen Hohnstein. Das Spiel ging allerdings verloren und Motor Bautzen stieg ab.

Das waren jetzt so meine Erinnerungen. Ich bin dann selbst Fußballer geworden und habe bei Vorwärts Bautzen gespielt. Vorwärts war im Nachwuchs immer besser als Motor zur damaligen Zeit und da hat sich meine Liebe zu Motor Bautzen dann auch ein bisschen abgekühlt. In den 1980er Jahren habe ich dann mal gedacht, man müsste den Fußball in Bautzen eigentlich mal wieder in die Kategorie heben, wo er auch mal gewesen ist. Da habe ich noch nicht an Budissa gedacht, das waren auch ganz andere Zeiten, aber das Gefühl hatte ich.

Aus der BSG Motor Bautzen wurde nach der Wende dann die Fußballspielvereinigung Budissa Bautzen. Wie kam es denn zu deinem Entschluss, aktiv an dieser Neugründung mitzuwirken?

Ich habe damals noch aktiv bei der BSG Chemie Gnaschwitz gespielt und es waren ja turbulente Zeiten – nicht nur in der gesamten Gesellschaft, sondern auch im Sport. Anfang 1990 rief mich Roland Kasper an und wollte mit mir über den Fußball reden. Alles ging den Bach runter und wir wollten den Bautzener Fußball irgendwie retten. Ich war neugierig auf die Sache und dann haben wir uns getroffen. Daraus wurden dann regelmäßige Treffen und es kamen noch einige andere Leute dazu: Helmut Hosang, Hans-Jörg Lischke, Gerd Martschink und natürlich Peter Schmidt – später dann auch Johannes Borzyk, Jürgen Förster und Heinz Schneidereit … Die möchte ich an dieser Stelle nochmal nennen, weil viele schon verstorben sind und ich möchte diese für die Aufbauarbeit damals würdigen. Also, wir haben eine sich auflösende BSG Motor Bautzen vorgefunden und es waren wirklich schwierige Zeiten. Wir haben lange über den Namen nachgedacht. Wir sind dann zur Fußballspielvereinigung Budissa Bautzen gekommen, denn das ist die Tradition. Schließlich haben wir dann Budissa gegründet. Dann ging es daran, den Verein in die neue Zeit zu bringen. Das war wirklich schwierig. Es war kein Geld da, es gab keine Strukturen, die Sportstätten waren zwar da, aber nicht zu vergleichen mit dem, was sie heute sind. Aber es herrschte eine Aufbruchsstimmung, es kamen immer wieder neue Leute hinzu und so haben wir den Verein ganz langsam und systematisch in ein bestimmtes Fahrwasser gebracht.

Man muss aber auch sagen, dass der Bautzener Fußball 1990 in der Oberlausitz keine oder keine große Rolle gespielt hat. Es war also nicht so prickelnd, was wir da geerbt hatten. Auch im Nachwuchs sah es nicht besonders aus. Wir hatten eine A-Jugend, eine schlechte B-Jugend, eine C-Jugend und zwei Mannschaften der D-Junioren – das war jetzt nicht viel, aber so haben wir angefangen.

Hattet ihr so etwas wie einen Fahrplan bei der Neugründung? Hattet ihr eine Strategie oder habt ihr einfach angepackt und gesagt, wir legen jetzt los?

Wer hatte 1990 schon einen Fahrplan? Wer wusste in der untergehenden DDR, wie es weitergeht? Genauso war es im Sport – mehr oder weniger spontan. Ich sagte schon, kein Geld, keine Strukturen und das war ja zu DDR-Zeiten hauptamtlich organisiert und nun einfach nicht mehr da. Wir haben uns zusammengesetzt, Entscheidungen getroffen und sind herumgerannt und haben Geld gesammelt. Es kamen auch Werbefirmen aus dem Westen, die sagten, wie schön sie uns Geld beschaffen würden – und haben es eingesteckt. Wir hatten keinen Plan davon, aber wir haben relativ schnell gelernt. Dann kam noch hinzu, dass auf einmal vier Spieler weg waren und das waren auch noch die Besten. Das musste man auch erst einmal verkraften und viele Spieler hatten zusätzlich noch berufliche und private Sorgen. Trotzdem ist es uns gelungen, einen Stamm und Strukturen zu entwickeln, die dann ein bisschen auf Planbarkeit aus waren.

Habt ihr euch die Frage gestellt, warum ihr das alle so im Ehrenamt macht? Wie habt ihr euch mit Rückschlägen motiviert? Was hat euch sozusagen die Kraft für diese ganzen Aufgaben gegeben?

Was die Motivation betrifft, im Ehrenamt zu arbeiten, ist es heute nicht anders. Aber zu der damaligen Zeit stand die Frage, etwas für Geld zu machen, überhaupt nicht. Die hauptamtlichen Funktionäre, die durch Betriebe finanziert wurden, sind alle weggefallen. Es gab auch keine Diskussionen, dass Spieler irgendwie Prämien bekommen oder so. Das muss man immer wieder betonen. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen "Die gute alte Zeit damals ...." Heute sind die Bedingungen aber ganz anders und wir haben das gut weggesteckt.

Ein paar Höhepunkte möchte ich trotzdem nennen: Trotz massiver Spielerabgänge haben wir den Aufstieg in die Landesliga geschafft. Ich erinnere mich gerne an das letzte Spiel in Laubegast zurück. Wir sind dann aufgestiegen und haben auch ganz gut mitgespielt. Im verflixten zweiten Jahr sind wir dann aber abgestiegen und das war wirklich ein herber Rückschlag. Das Jahr des Abstiegs war, als wir das 90-jährige Jubiläum groß feiern wollten. In so einer Phase kommt dann auch mal das Gefühl hoch, wieso man sich das antut. Wir haben da wirklich viel vorbereitet, aber es war so eine Missstimmung nach dem Abstieg und das ganze Jubiläum ist irgendwie ins Wasser gefallen, muss man sagen. Wir haben dann ein paar Jahre in der Bezirksliga gespielt und alles ist so ein bisschen dahingeplätschert. Im Verein hat es dann ab und zu mal geknirscht, das hat man alles durchgemacht, aber wir konnten uns dann doch stabilisieren und haben ganz stark in den Nachwuchs investiert – eine Pyramide aufgebaut mit ganz vielen Kleinfeldmannschaften und nach oben spitz.

Die A- und B-Jugend haben wir dann in die Landesliga gebracht, was damals die höchste Spielklasse war und sie haben tolle Spiele abgeliefert. Ich möchte an ein Spiel erinnern, das mich bis heute bewegt: Die B-Jugend spielte gegen Lok Leipzig. Die B-Jugend von Lok wollte Sachsenmeister werden und hatte das Hinspiel mit 11:0 gewonnen. Das Wetter war nun so schlecht, dass wir nach Doberschau ausweichen mussten – meinem Heimatplatz damals. Dort waren die ganzen Männer zum Frühschoppen und kamen dann alle und haben die B-Junioren angefeuert. Dort haben wir dann Leipzig mit 6:1 vom Platz gefegt. Das hat mich sowas von begeistert und war eine Sternstunde im Nachwuchs, muss man sagen. Das hat aber leider nicht dazu geführt, dass unser Nachwuchs dann die 1. Männermannschaft verstärkt, sodass wir die angestrebte Landesliga hätten erreichen können. Wir mussten dann auch mal Spieler von woanders holen und dann kam nach den Jahren doch der Glücksfall Thomas Hentschel und dann ging es wirklich aufwärts mit Budissa Bautzen. Wir sind dann erst im vierten Jahr aufgestiegen, nachdem uns Heidenau, Görlitz und Laubegast die Show gestohlen hatten. Zwischenzeitlich wurden auch Müllerwiese und Humboldthain saniert. Es ging wirklich vorwärts!