Cheftrainer Stefan Richter steht Rede und Antwort
FSV Budissa Bautzen
Hallo Stefan, du hast nach dem überraschenden Rücktritt von Thomas Hentschel nach dem Spiel gegen Arnstadt die Mannschaft übernommen - nachdem du im Verein bereits als Spieler, Co-Trainer der Männermannschaft in der Regionalliga und Nachwuchstrainer der U19 agiert hast. Wie kam der Wechsel zustande und was für ein Team hast du empfangen? Der Verein ist auf mich zugekommen und hat versucht mich telefonisch zu erreichen... ironischerweise genau als ich für 3-4 Tage im Urlaub war und mein Handy ausgeschaltet hatte. Als ich zurück war, wollte sich der Vorstand mit mir zusammensetzen und das recht kurzfristig. Bei diesem Termin wurde mir die überraschende Entscheidung von Thomas mitgeteilt und gleichzeitig angeboten seine Nachfolge anzutreten. Die Entscheidung war dabei nicht ganz einfach, nicht weil ich den Posten nicht übernehmen wollte, sondern vielmehr, da ich mit meinen A-Junioren kurz vor dem Ligastart war und der Zeitpunkt für einen Wechsel denkbar ungünstig war. Dennoch habe ich mich für diese Möglichkeit entschieden. Dabei habe ich eine völlig intakte und sehr motivierte Truppe übernommen mit vielen jungen und hungrigen Spielern. Du bist mit deiner Mannschaft im Pokal eine Runde weitergekommen und konntest zwei Auswärtssiege feiern – ein sehr guter Start für dich. Was ist dein Fazit aus den ersten vier Wochen und was möchtest du mit deiner Mannschaft erreichen? Ja, es war ein sehr ordentlicher Start mit der maximalen Ausbeute. Das machte sicherlich den Einstieg etwas einfacher. Aber nicht nur für mich, vor allem für die Mannschaft waren diese erfolgreichen Spiele wichtig, denn entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist immer das gegenseitige Vertrauen, das man aufbauen muss. Denn nur wenn die Mannschaft Vertrauen in mich und in meine Idee vom Fußball aufbaut, werden Sie dieser Idee folgen und andere Sachen unterordnen und Siege helfen dabei natürlich. Das Fazit der ersten Wochen ist, dass es unglaublich viel Spaß macht mit den Jungs im Training zu arbeiten und das viel positive Energie und Bereitschaft vorhanden ist. Wir wollen einen intensiven und spannenden Weg gemeinsam gehen und ich denke nach den ersten Eindrücken, dass wir uns in vielen Bereichen noch entwickeln und steigern können. Ziel ist es dabei jeden Einzelnen entscheidend zu verbessern und so die Mannschaft als Einheit voranzubringen, um die Fans und das gesamte Umfeld von uns als Mannschaft zu begeistern. Du trainierst aktuell noch mit dem verletzten Torsten Marx die 1. Männermannschaft. Torsten kann, allerdings wenn er fit ist, wieder zum Einsatz kommen. Wird es noch einen zweiten Co-Trainer an deiner Seite geben? Ja, so ist der Plan. Entscheidend für die Entwicklung der Spieler und der Mannschaft ist immer auch individuelles Training. Das heißt, dass auch Training in kleineren Gruppen wichtig ist, um gruppentaktische Sequenzen zu vertiefen. Dafür ist ein zusätzlicher Co-Trainer sehr wichtig. Auch Torsten soll dabei nach und nach mehr Verantwortung übernehmen und wird mit seiner Erfahrung auf dem Platz viele Impulse an unsere jungen Spieler geben. Du hast letzte Woche erfolgreich deine B-Lizenz abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch auch dazu nochmal. Nimm uns mal mit: Welche Vorteile bringt dir die B-Lizenz? Wie lief der gesamte Lehrgang ab und welchen Herausforderungen musstest du dich stellen? Naja, das endgültige Prüfungsergebnis steht noch aus, aber es sieht sehr gut aus. Die B-Lizenz ist Voraussetzung, um im Nachwuchsbereich bis zur Regionalliga und im Männerbereich bis zur Oberliga tätig sein zu dürfen. Nun war mein Lehrgang sehr geprägt von der Corona-Pandemie und hätte eigentlich schon im Sommer 2020 beendet sein sollen. Im Frühjahr dieses Jahres fand die erste Hälfte des Lehrgangs online statt. Der zweite Teil dann im Sommer auf dem Platz. Es war eine sehr intensive Zeit, bei der man "auf Herz und Nieren" geprüft wurde. Die Prüfungsphase ging nun einher mit meiner Übernahme der Männermannschaft und war deshalb extrem intensiv, da nicht nur die Fähigkeiten eines Trainers auf dem Platz Inhalt der Prüfung, sondern auch sehr viel theoretisches Wissen abgefragt wurde und somit mit viel Lernaufwand verbunden war. Blicken wir nun einmal zurück auf deine Spielerkarriere. Du saßt bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga unter Trainerlegende Jupp Heynckes und Trainer Horst Köppel zweimal auf der Bank. Was waren das für besondere Momente für dich und wie war das Training unter Jupp Heynckes? Es war natürlich eine tolle Zeit. Im Stadion mit 50.000 Zuschauern einzulaufen ist das, wovon man als Kind träumt. Das Training mit Jupp Heynckes war sehr strukturiert, mit viel Disziplin und vielen taktischen Inhalten, und dennoch auch mit viel Spaß. Du warst außerdem auch im Beach-Soccer aktiv. Hierbei spielen zwei Teams mit jeweils vier Feldspielern und einem Torhüter in drei Einheiten á 12 Minuten gegeneinander. Du nahmst sogar an der Europameisterschaft 2001 in Barcelona und bei der Weltmeisterschaft 2004 in Rio de Janeiro gemeinsam mit deinem älteren Bruder teil. Was war das für eine aufregende Reise für dich und was bleibt dir da besonders in Erinnerung? Es war eine großartige Erfahrung. Damals war ich 17, als wir bei der Europameisterschaft in Barcelona waren. Es machte unglaublich viel Spaß im Sand zu spielen. Es war sehr schnell, intensiv und mit vielen Abschlüssen. Unter anderem ging es damals gegen Frankreich, bei denen Eric Cantona mitspielte...als 17jähriger war das schon eine völlig andere Welt. 3 Jahre später in Rio war es nochmal etwas emotionaler, da mein Bruder ebenfalls als Torhüter nominiert wurde und wir zusammen diese Erfahrung machen durften. Im Auftaktspiel ging es damals vor knapp 10.000 Zuschauern direkt gegen den späteren Weltmeister Brasilien an der Copa Cabana. Du bist hauptberuflich Leiter des Rehabilitationssportvereins Ostsachsen. Wie gelingt dir der Spagat zwischen deiner Tätigkeit als Chef der Einrichtung und als Coach der 1. Männermannschaft? Bislang habe ich schon die A-Junioren und die Nachwuchstorhüter traininert. Das war ähnlich zeitintensiv und deshalb nicht unbedingt eine große Umstellung. Natürlich ist es mit beiden Tätigkeiten ein hoher Aufwand, aber die Aufgabe macht mir Spaß und das ist dafür entscheidend! Zudem habe ich das Glück eine großartige Frau zu haben, die mir immer den Rücken freihält. Und solange meine Familie hinter mir steht und wir die gemeinsame Zeit, die wir haben, genießen, habe ich auch genügend Entspannung und Erholung im stressigen Alltag. Nächste Woche steht das Pokalspiel gegen Lok Leipzig auf dem Plan. Wie stellst du dein Team auf den Gegner ein? Welche Chancen errechnest du dir gegen den Regionalligisten? Und wie wichtig werden die heimischen Fans für die Mannschaft sein? Es ist das erste Highlight in der noch jungen Saison und soll nicht das Letzte bleiben. Meine Jungs werden heiß auf das Spiel sein und alles geben, um eine Runde weiterzukommen. Für die Fans wird das ebenfalls ein Highlight werden. Sie werden uns zum Sieg schreien wollen, was natürlich ein großer emotionaler Push für uns sein wird. Für uns eine großartige Möglichkeit die Fans für uns zu begeistern und vielleicht nachhaltig unsere Fanbase zu vergrößern. Dafür ist in erster Linie ein gutes Spiel nötig und dafür wollen wir sorgen!