Interview mit Mannschaftsleiter und Fan Ralf Ludwig
FSV Budissa Bautzen
Hallo Ralf, du bist langjähriger Fan der FSV Budissa Bautzen und seit dieser Saison Mannschaftsleiter der 1. Männermannschaft. Wie war der Wechsel für dich vom Block in die Mannschaftskabine und was sind deine Aufgaben? Für mich war es anfangs sehr ungewohnt und es fiel mir auch nicht leicht. Ich stand jahrelang als Fan im Block und habe zur Mannschaft hinaufgeschaut und nun bin ich in der Kabine mittendrin. Für mich ging damit auch in gewisser Weise ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung. Meine Aufgaben als Mannschaftsleiter belaufen sich überwiegend auf die Organisation - rund um die Mannschaft und den jeweiligen Spieltag. Du bist in der Fanszene aktiv. Nimm uns mal mit in die Geschichte der Bautzner Fanszene. Was waren die Anfänge, wie ist sie strukturiert und was sind eure Projekte? Ja, ich bin Mitglied in der Sektion Bautzen - der aktiven Fangruppierung der FSV Budissa Bautzen. Die Gruppe hat im August ihr 7-jähriges Bestehen gefeiert. Davor waren die meisten Mitglieder auch schon regelmäßig zu Besuch auf der Müllerwiese. Allerdings waren sie nicht organisiert in einer Gruppierung. In der Fanszene gibt es keinen klaren Chef und alle Beschlüsse werden gemeinsam demokratisch gefasst. Man kann es eigentlich mit einem Team vergleichen, bei dem auch alle zusammenarbeiten und trotzdem einzelne Personen bestimmte Aufgaben zu erledigen haben. Spezielle Projekte haben wir nicht. Wir setzen uns aber hier und da für den guten Zweck ein, veranstalten Spendensammlungen und Ähnliches. Wie empfindest du heute nach dem sportlichen Abstieg 2019 aus der Regionalliga und den Nicht-Antritt in der Oberliga die Neustrukturierung und was traust du der 1. Männermannschaft in den nächsten Jahre zu? Natürlich war ich nach dem Abstieg erstmal enttäuscht, habe es aber grundsätzlich befürwortet den Schritt in die Landesliga zu gehen. Ich sah darin die Chance, mit der eigenen Jugend auf Dauer etwas aufzubauen und somit mehr auf die Identifikation mit dem Verein zu setzen und wieder mehr das familiäre Gefühl in den Verein zu bringen, welches davor, Jahr für Jahr, verloren ging. Aus meiner Sicht ist dies auch gut umgesetzt worden und ich blicke sehr positiv in die Zukunft. Ich denke, der Verein und vor allem auch die Mannschaft ist auf einem sehr guten Weg, den es gilt weiter fortzusetzen. Ich hoffe, dass wir auf kurz oder lang gesehen in die Regionalliga zurückkehren können. Das Potenzial dazu hat die Mannschaft auf jeden Fall. Kommen wir noch zum aktuellen Pokalwettbewerb. Unsere 1. Männermannschaft steht im Viertelfinale. In der dritten Runde wurde Lok Leipzig in einem packenden Pokalfight auf der Müllerwiese aus dem Pokal geschmissen. Was war das für ein Moment als Fan und was erhoffst du dir vom Pokalwettbewerb? Da ich in meinem privaten Umfeld auch einige Kontakte nach Leipzig habe und so direkt nach der Auslosung die kleinen Sticheleien losgingen, tat dieser Sieg logischerweise besonders gut. Ich persönlich hatte aber auch bereits nach der Auslosung ein gutes Gefühl, was diese Begegnung anging und wurde zum Glück nicht enttäuscht. Für die Fans war dieses Spiel ein sehr Besonderes. Solche Duelle gegen Traditionsvereine mit größeren Fanszenen, mit denen man sich messen kann, sind immer was Großartiges. Der Spielbetrieb im Amateurfußball wurde nun seit Beginn der Pandemie zum dritten Mal unterbrochen. Die 4. Welle überrollt Sachsen. Denkst du das diese Saison noch regulär zu Ende gespielt wird? Erst einmal muss ich sagen, dass ich die Entscheidung der erneuten Unterbrechung sehr schade finde. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, mit bestimmten Hygienemaßnahmen und dem gewissen Vertrauen an die Vereine irgendwie den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können. Natürlich wünsche ich mir als Fußballfan, dass die Saison noch zu Ende gespielt werden kann, habe aber aufgrund der terminlichen Rahmenbedingungen meine Bedenken. Vor allem hoffe ich aber, dass diesmal der Pokalwettbewerb, im Gegensatz zur letzten Saison, ordentlich beendet werden kann, um sich für die bisher gezeigten Leistungen zu belohnen. Für die Oberliga hoffe ich, dass wenigstens noch einige Spiele durchgeführt werden können, um am Ende eine halbwegs aussagekräftige Tabelle vorliegen zu haben. In deiner Freizeit bist du leidenschaftlicher Groundhopper. Erstmal für die Leser: Was ist ein Groundhopper? Das ist richtig. Grob gesagt ist das Groundhopping eine "Sammelleidenschaft" von Sportplätzen. So wie andere Briefmarken, Karten oder Ähnliches sammeln, begebe ich mich auf verschiedene Sportplätze oder in Stadien und schaue mir dort Fußballspiele an. Wie bist du zu deiner Leidenschaft gekommen und was für Spiele besuchst du? Da ich schon als kleiner Knirps regelmäßig zum Fußball gegangen bin, habe ich früh die Liebe zum Fußball entdeckt. Nach und nach habe und durfte ich dann Auswärtsspiele von Budissa Bautzen begleiten und so entwickelte sich das Ganze Stück für Stück. Mittlerweile schaue ich mir Fußballspiele von der untersten Kreisklasse bis zur Champions League an - Hauptsache es stehen sich zwei Teams gegenüber, zwei Tore stehen auf der Wiese und der Ball rollt. Mehr braucht es für mich nicht.